Geschichten vom Wahlkampfstand [05]: Verschwörungstheorien

Wahlkampfstände sind interessant, abwechslungsreich und manchmal erlebt man auch sehr Skurriles. In einer kleinen Serie erzähle ich in den nächsten Wochen besondere Anekdoten. Heute: Verschwörungstheorien

Seit fünf Jahren kenne ich sein Gesicht. Damals kam er in das Büro einer grünen Abgeordneten und meinte er würde abgehört und wir sollten etwas dagegen tun. Er habe eine Trainingsmethode entwickelt und die Schweizer, die ihn abhören würden, hätten sie ihm geklaut. Nur deshalb sei Roger Federer so stark. Da müsse man nun etwas unternehmen, die CDU stecke mit den Schweizern unter einer Decke. Seit dem begegnete er mir immer wieder am Wahlkampfstand.

Er erzählt jedes Mal neue Geschichten – paranoide Verschwörungstheorien, die fernab der Realität sind. Nun wird er angeblich von irgendjemand anderem abgehört, hat Beweise für eine große Betrügerei – in die auch ein Haufen Politiker verwickelt sei – und „Obama und die Regierung in Peking“ wissen von alledem und sind tatkräftig auf seiner Seite.

Trotz allem Unterhaltungswert tut er mir auch leid. Er glaubt an seine Geschichten und fühlt sich verfolgt.

Nächsten Samstag wird er wieder da sein.