Osama bin Laden ist tot und alle Welt freut sich. Zumindest fast alle. Aber warum?
Der meistgesuchte Terrorist wurde nun nach langer Zeit endlich gefasst getötet. Er ist für etliche Anschläge mit unzähligen Toten und Verletzten verantwortlich. Er hat mit seinen Taten viel Leid hinterlassen und Kriege ausgelöst. Er hat für viele das weltweite Bild der Muslime negativ geprägt und die westliche Welt jahrelang in Atem gehalten. Aber rechtfertigt das Freude über seine Tötung?
Bin Laden sollte gefasst werden. Koste es was es wolle. Monatelang wurde die Operation akribisch vorbereitet. Und nun sind die USA endlich an ihrem Ziel. 3520 Tage nach dem Trauma 9/11 haben sie nun endlich den Hauptverantwortlichen. Und darüber freuen sich viele, nicht nur in den USA, sondern auch hier. Die Bundeskanzlerin ist über die Tötung „erleichtert“ und „freut“ sich, die Presse kommentiert wohlwollend und das Volk klatscht Beifall.
Aber warum freuen sich alle? Wann ist es etwas Gutes, wenn jemand getötet wird? Was muss er tun, um sein Recht auf Leben zu verwirken? Wie viele Menschenleben muss jemand auf dem Gewissen haben, damit sich über seinen Tod freuen darf? 100? 1000? 3000? 5000?
Fühlten wir uns nicht in den letzten Jahren den USA moralisch überlegen, weil wir kein Guantanamo haben, in dem Menschen jahrelang ohne Gerichtsverfahren festgehalten werden? Wollten wir nicht alle gleich behandeln, egal ob sie unschuldig, Kleinkriminelle oder Terroristen waren? Sollten die Bürgerrechte nicht für alle gelten? Waren wir nicht gegen ein Feindstrafrecht? Und jetzt soll die Tötung eines Terroristen ein Grund zur Freude sein?
Jahrelang die USA für Guantanamo kritisieren, sich für die Schließung einsetzen und nun diese – durchaus berechtigten – moralischen Bedenken auf einmal über Bord werfen und sich über eine Tötung freuen?
Nein, Freude ist hier absolut fehl am Platz.